Die meisten Patient*innen, die bei sich erste Anzeichen und Symptome eines Lipödems bemerken, informieren sich zunächst im Internet. Im nächsten Schritt versuchen sie, einen Arzt oder eine Ärztin zu finden, der oder die eine Diagnose zu ihrem Krankheitsbild stellen kann, was oft eine ziemliche Odyssee sein kann. Die erste Anlaufstelle ist für viele ihre Hausarzt- oder eine allgemeinmedizinische Praxis. Der Gang zum Facharzt oder zur Fachärztin kann erforderlich sein, um andere Krankheiten auszuschließen, wie z. B. ein Lymphödem, Adipositas, Herzinsuffizienz, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen oder Venenerkrankungen. All diese Erkrankungen können ähnliche Symptome wie ein Lipödem zeigen oder auch zusammen mit einem Lipödem auftreten.

Wer kann ein Lipödem diagnostizieren?
Wie wird ein Lipödem festgestellt?
Es gibt keinen spezifischen Test, um ein Lipödem zweifelsfrei festzustellen, was die ärztliche Diagnose erschwert. In der Regel reichen jedoch ein Anamnesegespräch und eine körperliche Untersuchung aus, um ein Lipödem zu diagnostizieren.
Im Gespräch erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin zunächst, wann die ersten Symptome bemerkt wurden, welche körperlichen oder psychischen Auswirkungen die Beschwerden im Alltag haben, welche Medikamente derzeit eingenommen werden und ob ähnliche Symptome bereits bei weiblichen Familienmitgliedern aufgetreten sind.

Die körperliche Untersuchung sollte die folgenden Punkte umfassen:
- Begutachtung der Extremitäten mit Abtastung des Gewebes
- Gewichtsmessung und Ermittlung des Verhältnisses von Taillen- oder Hüftumfang zu Körpergröße
- Überprüfung der Mobilität und der Beweglichkeit
- Überprüfung der Durchblutung (Arterien und Venen)
- Begutachtung der Haut
Zu den erweiterten Diagnoseverfahren gehören Ultraschalluntersuchungen des Gewebes, Röntgenaufnahmen des Lymphsystems (Lymphographie), eine venöse Duplexsonographie zur Untersuchung der Venenfunktion oder eine Lymphszintigraphie, ein nuklearmedizinisches Verfahren zur Darstellung des Lymphabflusses und der Lymphknoten.
Lipödem oder Lymphödem – was ist der Unterschied?
Lipödem und Lymphödem weisen jeweils unterschiedliche Merkmale auf, die in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst sind:
Lipödem
Geschlecht:
Tritt fast ausschließlich bei Frauen auf.
Erkrankungsbeginn:
Beginnt in der Regel in Phasen der Gewichtszunahme, die oft mit hormonellen Veränderungen verbunden sind, z. B. in der Pubertät, bei Einnahme der Antibabypille, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren.
Anzeichen und Symptome:
Beide Beine (seltener auch beide Arme) sind gleichermaßen betroffen. Die Extremitäten schmerzen oft und reagieren häufig empfindlich auf Berührung.
Das betroffene Gewebe fühlt sich anders an als normales Fettgewebe: Es fühlt sich kühler und weicher an und kann wie Orangenhaut aussehen.
Familiäre Vorbelastung:
Bei weiblichen Familienmitgliedern treten häufig ähnliche Anzeichen und Symptome auf.
Lymphödem
Geschlecht:
Tritt bei Frauen und Männern auf.
Erkrankungsbeginn:
Tritt nach einer Krebsbehandlung auf, aufgrund von Adipositas, einem erlittenen Trauma, Wund- oder Hautinfektionen oder anderen Infektionen (sekundäres Lymphödem). In seltenen Fällen hat ein Lymphödem genetische Ursachen (primäres Lymphödem). Die ersten Anzeichen treten auf, wenn das Lymphsystem der Belastung aufgrund der Funktionseinschränkung nicht mehr standhalten kann.
Anzeichen und Symptome:
Ein Lymphödem betrifft häufig nur einen Arm oder ein Bein (kann aber auch in anderen Körperbereichen auftreten). Typische Anzeichen sind Schwellungen, Schwere- oder Spannungsgefühl, Schmerzen oder Hautveränderungen.
Das betroffene Gewebe fühlt sich anders an als normales Fettgewebe: Es fühlt sich kühler und weicher an und kann wie Orangenhaut aussehen.
Familiäre Vorbelastung:
Aufgrund der genetischen Ursache spielt die familiäre Vorbelastung nur beim primären Lymphödem eine Rolle.

Komplikationen bei einem Lipödem
Ein Lipödem ist eine chronische Erkrankung, für die es keine Heilung gibt. Es kann für Betroffene schwer sein, eine Arztpraxis zu finden, die ihre Beschwerden ernst nimmt und über geeignete Behandlungsmöglichkeiten informieren kann. Zu den Komplikationen, Risiken und Folgen eines Lipödems gehören:
- Zunahme des Körpergewichts: Übergewicht erhöht das Risiko für andere Erkrankungen und kann die Symptome des Lipödems verschlimmern.
- Eingeschränktes Sozialleben: Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und die Schmerzen in den betroffenen Extremitäten können die Teilnahme am täglichen Leben erschweren.
- Psychische Belastung: Chronischer Stress, Depressionen und Angstzustände können die Symptome verschlimmern, insbesondere die Schmerzwahrnehmung.
- Gelenkprobleme: Übergewicht und Schmerzen schränken die körperliche Aktivität ein und erschweren es, regelmäßig Sport zu treiben.
- Erfolglose Diäten: Der Versuch, durch eine strikte Diät abzunehmen, führt oft zum sogenannten Jo-Jo-Effekt mit einem am Ende höheren Gewicht als zuvor.
Mit einem ganzheitlichen Ansatz kann ein Lipödem jedoch in der Regel gut behandelt werden. Mehr über die Behandlung eines Lipödems erfährst du hier.
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