Kompressionsstrümpfe auf Rezept

Kompressionsstrümpfe werden von einer Haus- oder Fachärzt*in verordnet, wenn eine Indikation, also eine ärztliche Beurteilung vorliegt, die auf ein Behandlungsziel hinausläuft. Vereinfacht ausgedrückt: Es liegt ein Krankheitszustand vor, z. B: Krampfadern, der durch ein medizinisches Hilfsmittel, also die Strümpfe, behandelt werden soll. Wie und wann du das Rezept bekommst, erfährst du hier.

Kann die Hausärzt*in Kompressionsstrümpfe verschreiben?

Kompressionsstrümpfe können dir von deinem Hausarzt oder einem Facharzt, wie einem Phlebologen oder Angiologen, verschrieben werden, wenn eine bestimmte Indikation, also eine medizinische Notwendigkeit, vorliegt. Ob die Strümpfe Teil deiner Behandlung sein sollten oder eher zur Unterstützung gedacht sind, entscheidet die Ärzt*in im Einzelfall. Zu dieser Entscheidung gehören auch die richtige Kompressionsklasse (weiter unten im Text), die richtige Länge sowie ggf. Zusätze - wie ein zusätzliches Haftband, damit die Strümpfe optimal bei der Erkrankung wirken.

Wann bekommt man Kompressionsstrümpfe auf Rezept verschrieben?

Du bekommst Kompressionsstrümpfe dann verschrieben, wenn sie zur Behandlung einer diagnostizierten Erkrankung notwendig sind. Die behandelnde Ärzt*in stellt die Verordnung basierend auf das individuelle Krankheitsbild aus. Häufige Gründe können sein:

  • schwere Beine,
  • geschwollene Beine,
  • Lipödem,
  • Lymphödem,
  • notwendige Behandlung von Krampfadern, Venenthrombose u. ä.

Die Ärzt*in wählt je nach Schweregrad die passende Kompression aus, und gibt diese Angaben auf dem Rezept an. Dabei berücksichtigt die Ärzt*in aber auch deine individuelle Situation, beispielsweise wie gut du Kompressionsdruck verträgst oder ob du vielleicht für das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen eine Anziehhilfe benötigst.

Welche Kompressionsklassen gibt es?

Kompressionsstrümpfe gibt es in zwei Hauptarten: rundgestrickt ohne Naht und flachgestrickt mit Naht. Der eigentliche Unterschied liegt allerdings bei der Verteilung des Arbeits- vs. Ruhedrucks.

Kompressionsklassen beschreiben die Stärke des ausgeübten Kompressionsdrucks. Insgesamt gibt es 4 Kompressionsklassen. Welche Kompressionsklasse du für deine Erkrankung benötigst, legt deine Ärzt*in fest und berücksichtigt dabei neben deiner Erkrankung auch Aspekte, wie z.B. deine Toleranz gegenüber Kompressionsdruck.

Kompressionsklassen beinhalten eine Druckstärke, die in mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) gemessen werden. Je höher die Klasse, desto höher auch der Druck. Hier ist KKL 1 bereits für Lip- und Lymphödeme geeignet.

Anbei findest du die vier verordnungs- und erstattungsfähigen Kompressionsklassen. Beachte, dass die folgende Tabelle, dir eine Auswahl an möglichen Indikationen bietet:

Kompressionsklasse Häufige Anwendungsbeispiele Druck in mmHg
I – leichte Kompression Beginnende Krampfaderbildung (Varikosis) 18 – 21
II – mittelstarke Kompression Krampfadern; Schwellungen; Venenentzündungen (Phlebitis) 23 – 32
III – starke Kompression Venenthrombose; Heilung von Geschwüren (Ulcus); chronische Veneninsuffizienz (CVI); starke Krampfadern 34 – 46
IV – sehr starke Kompression Verstärktes Leiden als bei III; Lymphödeme >49

Rezeptierung der Kompressionsstrümpfe

Der Ablauf vom Rezept beginnt mit der Verordnung durch deine Ärzt*in. Diagnostiziert die Ärzt*in eine Erkrankung, muss er oder sie alle erforderlichen Informationen für das Sanitätshaus auf dem Rezept notieren:

Folgende Angaben müssen ersichtlich sein:

  • Anmerkung: medizinisches Hilfsmittel (Nummer 7 muss angekreuzt werden)
  • Diagnose bzw. genaue Indikation durch ICD-Code
  • Anzahl der Strümpfe bzw. Socken
    > In der Regel dürfen pro Jahr zwei Kompressionsversorgungen verschrieben werden
  • Empfehlung des Materials; evtl. Produktname
  • Kompressionsklasse
  • Länge der Strümpfe/ -socken
  • Erforderliche Zusätze, wie Hüftbefestigung o. ä.
  • Art der Fußspitze
  • Evtl. Vermerk für eine Maßanfertigung

Ggf. sind je nach Krankheitsbild auch andere Heilmaßnahmen vor oder während deiner Therapie mit Kompressionsstrümpfen notwendig. So ist es zum Beispiel notwendig, eine Entstauungstherapie durch Lymphdrainage und anschließende Kompressionsbandagierung bei einem Lymphödem vorzunehmen, bevor das erste Mal Kompressionsstrümpfe verordnet werden.

Du kannst dir ggf. auch eine praktische Anziehhilfe auf Rezept verordnen lassen, was gerade bei stärkerer Kompression oder eingeschränkter Beweglichkeit hilfreich sein kann.

Wann habe ich Anspruch auf eine neue Kompressionsversorgung?

Verschriebene Kompressionsversorgungen unterliegen strengen Qualitätsanforderungen und sind so entworfen worden, dass sie mindestens 6 Monate lang kontinuierlich Druck an den richtigen Stellen gewährleisten.

Trägst du deine Kompressionen täglich, können sie sich – die richtige Pflege und Anwendung vorausgesetzt – nach einem halben Jahr abnutzen. Mit jedem An- und Ablegen kann der Druck nach der vorgeschriebenen Tragedauer nachlassen und seine Wirkung schwächer werden. Wiederum kann sich das Krankheitsbild mit der Zeit ändern, wodurch du nach einer regelmäßigen Tragedauer von wenigstens 6 Monaten, dir von deiner Ärzt*in ein neues Paar verordnen lassen kannst. Hier werden bestehende Kompressionsstrümpfe ersetzt, was als Wieder- bzw. Folgeversorgung bezeichnet wird. Ggf. kann eine übermäßige Beanspruchung der Kompressionsstrümpfe (z.B. beim täglichen Tragen von Sicherheitsschuhen) zu einer früheren Abnutzung führen - hier kann dir deine behandelnde Ärzt*in auch schon vor Ablauf der 6 Monate neue Kompressionsstrümpfe verordnen.

Kann ich mehr als zwei Kompressionstrümpfe beantragen?

Deine Kompressionstrümpfe werden dir von deiner Ärzt*in so verschrieben, dass die Tragedauer und der passende Druck genau an deine Krankheit und deine Bedürfnisse angepasst sind.

Liegt aus hygienischen Gründen eine Notwendigkeit vor, kann dir deine Ärzt*in, gerade bei Therapiebeginn, zu deiner ersten Kompressionsversorgung, eine zusätzliche Kompressionsversorgung als zweite Ausstattung dazu verschreiben. Hier spricht man von der sogenannten Wechselversorgung, bei der du während des Waschgangs einer Kompressionsversorgung, zu einer anderen wechseln kannst. Für diese Beantragung brauchst du eine Begründung, die über die standardmäßige Grundversorgung hinausgeht und die die Ärzt*in dir nach Absprache genehmigen muss.

Kann man Kompressionsstrümpfe auch ohne Rezept kaufen?

Es ist möglich, Kompressionsstrümpfe ohne Rezept zu kaufen. Dies kann sinnvoll sein, wenn du deine gesunden Venen unterstützen willst, etwa beim langen Sitzen oder Stehen, auf langen Flügen oder während der Schwangerschaft.

Allerdings werden diese Strümpfe nicht von der Krankenkasse erstattet, da sie keine arztverschriebene Behandlung darstellen. Solche Strümpfe behandeln keine Krankheiten und sind nicht für medizinische Anforderungen ausgelegt. Daher trägst du die Kosten selbst.

Was kosten Kompressionsstrümpfe im Sanitätshaus mit Rezept?

Mit Rezept sind die grundlegenden Kosten für Kompressionsstrümpfe durch die Krankenkasse gedeckt. Es fällt nur eine gesetzliche Zuzahlung an, auch Rezeptgebühr genannt (§ 33 Abs. 8 Sozialgesetzbuch V (SGB V)). Diese beträgt für Versicherte 10 % des Erstattungspreises: mindestens 5 € und maximal 10 €.

Wenn die gesetzliche Zuzahlung die individuelle Belastungsgrenze (§ 62 SGB V) des Versicherten übersteigt, kann dieser sich von weiteren Zuzahlungen befreien lassen. Kläre dies vorher mit deiner Ärzt*in, ob das der Fall ist.

Was ist eine wirtschaftliche Aufzahlung?

Eine wirtschaftliche Aufzahlung ist der Betrag, den du selbst tragen musst, wenn du die Grundversorgung überschreitest – zum Beispiel durch Design-Wünsche oder spezielle Maßanfertigungen. Dieser Aufpreis auf Rezept fällt an, da solche Anforderungen über die medizinische Notwendigkeit hinausgehen.

Anmerkung zu rezeptierten Kompressionen

Von einer Ärzt*in verschriebene Kompressionen, erhältst du, wenn eine Krankheit diagnostiziert wurde. In der Regel werden Strümpfe von den Krankenkassen größtenteils übernommen. Wie die Kostenübernahme genau abläuft und wie du deine Strümpfe bekommst, kannst du hier nachlesen.